Kirchliche Spurensuche in Eppstein

Kirche einmal anders

anlässlich des 1250jährigen Ortsjubliäums Eppsteins

Am Sonntag, den 05. Mai machten sich etwa 100 neugierige Entdecker auf die Suche nach Spuren, die die drei Gemeinden (katholisch, mennonitisch und evangelisch) in der 1250jährigen Ortsgeschichte Eppsteins hinterlassen haben.

Los ging es am Neuköllner Platz, wo einst die beiden Konfessionsschulen standen, in denen die Kinder strikt getrennt nach Konfessionen unterrichtet wurden. Auch der Schulhof wurde durch eine Mauer getrennt, sodass die Kinder während der Schulzeit keinen Kontakt miteinander haben konnten. Wann genau jedoch die Gebäude abgerissen wurden, ließ sich nicht mehr feststellen. Damit das leibliche Wohl der Spurensucher auf dem langen Rundgang nicht kurz kam, gab es an jeder Station eine kleine Wegzehrung: Von den ehemaligen Schulen ging es gestärkt mit Zuckerbrot, einem typischen Pausenbrot, weiter.

Einen seltenen Blick durften die Spurensucher dann in die ehemalige protestantische Kirche werfen. Das Gebäude gehört heute Fam. Kuntz, die diesen Einblick dankenswerterweise ermöglichte. Von 1719 bis 1905 diente die Kirche zunächst der reformierten, dann der protestantischen Gemeinde als Gotteshaus. Nach dem Bau der neuen Christuskirche wurde das alte Gebäude entwidmet und verkauft. An einigen Stellen lassen sich noch Spuren der ursprünglichen Nutzung erkennen. - Dies gab den Teilnehmer/innen aber auch Anlass zum Nachdenken, was Kirche eigentlich sei und ausmacht.

Brot und Trauben als Zeichen des Abendmahls begleiteten die Spurensucher zur nächsten Station:

Die  Mennonitenkirche durfte nur unter strengen Auflagen gebaut werden durfte. Eine der Auflagen war es, dass die Kirche wie ein Wohnhaus aussehen müsse. Der Vorgarten war dann in früheren Zeiten der Friedhof der Mennonitengemeinde

Es gab einen Einblick in die Geschichte der Mennoniten. Da die Täuferbewegung ihren Ursprung in der Schweiz hat, gab es für jede/n ein Stück Emmentaler Käse.

Die Pfälzer Mennonitengemeinden sind übrigens in der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) zusammengeschlossen, die sich in der Vorbereitung des 500. Jubiläum der Täuferbewegung im Jahr 2025 befinden.

Nun ging es weiter zum Wegkreuz Studernheimer Weg / Römerstraße. Es stammt aus dem Jahr 1718 und ist nach dem Turm der Cyriakuskirche das zweitälteste Kulturdenkmal in Eppstein.  

Von hier aus ging es mit etwas Süßem als Stärkung weiter zur Verdistraße, wo vermutlich der älteste Nachweis für das Christentum in Eppstein gefunden wurde. Bei der Erschließung des Baugebiets stieß man auf ein Gräberfeld aus der Merowinger-Zeit (6. Jahrhundert). In einem der Gräber fand man ein Goldblattkreuz, ein Hinweis auf christliche Besiedelung schon in dieser frühen Zeit.

Da davon heute nichts mehr sichtbar ist, wurde an der Fundstelle ein maßstabgetreues Plakat mit den Funden eines Grabes entrollt.

Zur Erinnerung erhielt jede/r ein Abbild des Goldblattkreuzes.

An der nächsten Station in der Ludwig-Wolker-Straße wurde es sportlich. Zu Ehren Ludwig Wolkers, eines katholischen Priesters, der sich stark für die Förderung des Sports bei Jugendlichen einsetzte und Mitglied des Olympischen Komitees war, hieß es für alle: Hampelmänner und Kniebeuge machen.

Eng verbunden mit seinem Namen ist auch die „Deutsche Jugendkraft“ DJK.

Damit der Kreislauf nach der körperlichen Ertüchtigung nicht allzu sehr absackte, gab es selbstgemachte Fitnesskugeln.

Gestärkt und fit ging es weiter zum ehemaligen katholischen Schwesternhaus der Armen Schulschwestern, die dort einen Kindergarten errichtet hatten. Eine Staute der Hl. Elisabeth weist heute noch drauf hin.

Das diakonisch-caritative Engagement der Kirchen kam hier zur Sprache und die Verantwortung im Bereich der Pädagogik – auch wenn diese heute in Eppstein in kommunaler Trägerschaft liegt. Die Integrative Kindertagesstätte nutzt auch heute noch teilweise diese Räume.

 „Steh auf, bewege dich …“ – Mit diesem Kanon ging es weiter.

Als Belohnung für alle Spurensucher, die es bis hierher geschafft hatten, gab es etwas Süßes zum Mitnehmen.

Die vorletzte Station war der Friedhof Eppstein, der sich ungewöhnlicher Weise mitten im Ort befindet.

Mit Saxophon und meditativen Texten wurde an diese oft schmerzliche Seite unseres Lebens gedacht, in der viele aber auch durch ihren Glauben Kraft und Trost erfahren haben.

Als typischen Kuchen bei Trauerkaffees gab es hier ein Stück frischen Streuselkuchen mit auf den Weg zur letzten Station.

So kam man auf dem Platz zwischen der evangelischen und katholischen Kirche an. Da der Grillgeruch von Würstchen und das Angebot von kühlen Getränken so verlockend war, wurde das Finale der Spurensuche etwas nach hinten verschoben, bis alle versorgt waren.

Denn die kirchliche Spurensuche endete fulminant mit einem Glockenkonzert mit den jeweils vier Glocken der katholischen St.-Cyriakus-Kirche und der evangelischen Christuskirche. Dabei erklärte die Glockensachverständige Birgit Müller in spritzig-humorvoller Weise die Besonderheiten der beiden Geläute.

Kurz gesagt: Die kirchliche Spurensuche war eine abwechslungsreiche Veranstaltung, die viel Gelegenheit bot, nicht nur unser Dorf (mit einem kirchlichen Blick) nochmals näher kennen zu lernen, sondern auf dem Weg auch einfach miteinander ins Gespräch zu kommen.

Herzlichen Dank an alle, die bei der Vorbereitung und Durchführung dafür gesorgt haben, dass dieser Rundgang so möglich geworden ist.

Annemarie Pachel, Oliver Jaehn

(Fotos: Bernd Sold, Thomas Gammerdinger; Kirchen: wikipedia; evkirche-eppstein-flomersheim.de )